Tipps für den Social Media-Auftritt: So wird man erfolgreich Medfluencer

Instagram, TikTok und Co.: Immer mehr Ärztinnen und Ärzte entdecken Social Media für sich. Zwei Medizinische Influencer geben Tipps, wie der Auftritt bei den sozialen Medien funktionieren kann. Evidenzbasiertes Arbeiten ist das A und O.

 

Sie zeigen sich in Kittel oder Kasack, sprechen über Erkältungsviren oder eine Fuß-Op: In den vergangenen Jahren haben immer mehr Ärztinnen und Ärzte die Sozialen Medien für sich entdeckt. Man nennt sie Medizinische Influencer oder auch kurz „Medfluencer“. Mit ihren Gesundheitstipps erreichen sie tausende von Followern, manche Videos werden millionenfach geklickt.

Zu den Account-Betreibern im Gesundheitsbereich gehören aber nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern beispielsweise auch Pflegekräfte und Labormitarbeiter sowie die Social-Media-Profile von Praxen und Kliniken. Philip Jones, der mit seiner Agentur MedServation Heilberufler und Unternehmen berät, präferiert deshalb den weitergehenden Begriff „Healthfluencer“. Wie viele von diesen sich auf Instagram, TikTok und Co. präsentieren, ist unklar, genaue Zahlen gibt es nicht. Jones hat über 450 entsprechende Profile in seiner Kartei. „Diese erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Denn gerade im vergangenen Jahr sind viele Accounts neu hinzugekommen. Inzwischen gibt es bestimmt weit über 1.000.“

Nicht alle Medfluencer haben eine medizinische Ausbildung

Das Problem: Nicht alle Medfluencer, die eine große Reichweite erzielen, verfügen tatsächlich über eine medizinische Ausbildung oder sind wie Studenten noch mitten drin. Sie verdienen Geld mit Produktwerbung oder durch Kooperationen mit Krankenkassen oder Pharmaunternehmen. Auch Verschwörungstheoretiker sorgen regelmäßig mit fragwürdigen Gesundheitstipps für Schlagzeilen, die sie auf Social Media verbreiten.

Wer sich als seriöser Medfluencer einen Namen will, sollte seine fachliche Expertise betonen, empfiehlt Philip Jones. Ein gutes Beispiel ist der Flensburger Kinderarzt PD Dr. Michael Dördelmann. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Jana, ehemalige Intensivkrankenschwester, Humanbiologin und Gesundheitswissenschaftlerin, betreibt er den Instagram-Account „Pädicus“. Dort beschäftigen sich die beiden mit vielen Themen rund um die Kindergesundheit. So geht es beispielsweise um die Beikost für Babys, Vorboten von Pseudokrupp oder wie Eltern Anzeichen von Influenza erkennen. Zehn bis zwölf Stunden wendet Dördelmann pro Woche dafür auf – und das, obwohl er als Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Diakonissenkrankenhaus Flensburg tätig ist.

Engagement ist eine Herzensangelegenheit

Start des Projektes war zu Beginn der Corona-Pandemie, inzwischen folgen dem Paar rund 110.000 Menschen. Für den Kinderarzt ist sein Engagement bei Social Media eine Herzensangelegenheit. „Im Netz kursieren viele falsche Informationen. Wir möchten wissenschaftlich fundiert aufklären und komplexe Zusammenhänge möglichst verständlich erläutern“, sagt er im Gespräch mit der Ärzte Zeitung. „Entscheidend ist, evidenzbasiertes Wissen alltagstauglich zu vermitteln, dabei gehen wir weit über klassische Tipps hinaus.“

Dr. Michael Dördelmann

  • Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Diakonissenkrankenhaus Flensburg
  • Gemeinsam mit seiner Ehefrau betreibt er den Instagram-Account „Pädicus“. Das Paar hat 122.000 Follower

Außerdem seien Familien heutzutage stark verunsichert und bräuchten zunehmend Unterstützung im Umgang mit kranken Kindern. Viele stünden unter einem ausgeprägten Optimierungswahn und wollten alles zu 180 Prozent machen. „Ich sehe die Not der Leute“, sagt er. Und einen Helferkomplex habe er wohl auch. Pädicus will Eltern konkrete Hinweise an die Hand geben, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen – getreu dem Motto „How to do it“. In seinen Beiträgen geht es beispielsweise um die Frage: „Bisswunden – wann muss man zum Arzt?“ oder „Was bedeuten vergrößerte Lymphknoten?“. Jedes Wochenende findet auf dem Account der so genannte „Fragensonntag“ statt, hier können die Follower ihre Anliegen schildern. Selbst im Urlaub lässt Michael Dördelmann diesen Termin kaum aus.

Blick ins Impressum kann helfen

Mit seinen 59 Jahren gehört der Pädiater zu den älteren Influencern, die meisten sind deutlich jünger. „Die Arbeit als Kinderarzt hält jung“, sagt er schmunzelnd. Seine mit dem Alter erworbene Berufserfahrung macht ihn aus seiner Sicht jedoch im Netz besonders vertrauenswürdig. „Aus Leitlinien zitieren kann jeder. Wichtig ist häufig das, was zwischen den Zeilen steht.“

Er hat festgestellt, dass viele Medfluencer nicht vom Fach sind. Nur die wenigsten arbeiteten tatsächlich als Kinderärzte, sei es in Voll- oder Teilzeit. Um dies herauszufinden, helfe oftmals ein Blick ins Impressum des Accounts: Ist dort ein Arbeitsort wie eine Praxis oder eine Klinik angegeben? „Wenn nicht, ist das verdächtig“, sagt Dördelmann. Die Eltern schätzten seinen Einsatz, die Rückmeldungen auf seine Posts seien überaus positiv. Dies könne an der ruhigen, ausgewogenen Art des Duos liegen. Viele Influencer seien in erster Linie darauf aus, mit schrillen Beiträgen viele Klicks zu generieren.

Medizin als faszinierendes Thema

Einen Namen gemacht hat sich in der Medfluencer-Szene auch Dr. Julia Fischer. Die approbierte Ärztin wechselte nach dem Studium in den Wissenschaftsjournalismus und moderiert heute die SWR-Sendung „Doc Fischer“. „In der Medizin habe ich ein Thema gefunden, das mich fasziniert“, sagt die 40-Jährige. Mit ihren Beiträgen auf Instagram will sie medizinische Laien über gesundheitliche Themen aufklären.

Häufig geht es um Ernährung, aber auch dermatologische Aspekte und Bewegung spielen ebenso wie das Thema Frauengesundheit bei ihr eine Rolle. „Was kann Kurkuma wirklich?“, „Sind rohe Leinsamen giftig?“ oder „Wie kommt es zu einer Schwangerschaft mit nur einem Eileiter – mit Antworten auf diese Fragen konnte sie mittlerweile rund 141.000 Follower gewinnen. „Es gibt viele Influencer im Gesundheitsbereich, die sich nicht so breit aufstellen, sondern sich einen Schwerpunkt suchen wie Ernährung, Haut oder Fitness.“

Originalität ist wichtig

2019 startete sie als Medfluencerin. Damals war die Medizinerin noch eine von wenigen, inzwischen gibt es hunderte. Fischer spricht von einer „großen, grauen Masse“. Wolle man dort herausragen, müsse man nicht nur evidenzbasiert arbeiten, sondern auch möglichst originell sein. Zu ihrem besonderen Markenzeichen hat sie Dialoge, die sie mit sich selbst führt, gemacht. „Ich will mich immer wieder neu erfinden“, sagt sie. Ärztinnen und Ärzte, die ebenfalls die sozialen Medien bespielen wollen, empfiehlt sie daher: „Einfach machen und versuchen, anders zu sein.“

Dr. Julia Fischer

  • Ärztin und Wissenschaftsjournalistin.
  • Moderatorin der SWR-Sendung „Doc Fischer“
  • Ihr folgen auf Instagram rund 141.000 Menschen

Für Fischer ist die Anstellung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein wichtiges Standbein. Denn: „Leben kann ich von Social Media im Bereich Medizin nicht, da ich keine Werbung mache.“ Unabhängig davon hält sie Social-Media-Plattformen für ein ideales Image-Werbemedium für niedergelassene Ärzte. Diese könnten dort in Bildern oder Videos von ihrem Alltag in der Praxis berichten und den Menschen ein Gefühl für ihre Arbeit vermitteln.

Interessante Detektivarbeit

Als Journalistin sei sie zwar erfahren im Bereich Storytelling, aber auch ihre Kollegen könnten mit einfachen Mitteln tolle Geschichten erzählen, ist sie überzeugt. Ihr Tipp: Am besten einzelne Aspekte der täglichen Arbeit beschreiben. Zum Beispiel, wie ein 24-Stunden-Dienst in der Klinik funktioniert. „Pfleger oder Ärzte könnten dafür die Frage beantworten, was man besten zu essen mitnimmt?“ Interessant sei immer auch, von komplizierten Fällen zu erzählen, sozusagen die Detektivarbeit auf dem Weg zur Diagnose.

Auch für Berater Jones sind gut gemachte Social-Media-Auftritte ein Aushängeschild für Praxen und Kliniken. Erfahrungsgemäß mache die Recherche für die einzelnen Beiträge die meiste Arbeit. Was darf ich sagen, wie sieht es mit der Evidenz aus? Verstoße ich möglicherweise gegen das Heilmittelwerbegesetz? Wurden die ersten Posts von den Usern positiv angenommen, schwämmen die Neu-Influencer direkt auf einer Erfolgswelle – und würden schneller und besser. Und nicht zu vergessen: Neueinsteiger benötigen das richtige Equipment. Dazu gehören Mikrofon und Licht ebenso wie eine Schnittsoftware, sagt er. Julia Fischer beispielsweise hat sich gerade ein Ringlicht zugelegt. Damit kann man Gesichter vernünftig ausleuchten und Schatten minimieren.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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