
Praxismanagement
Wer eine Arztpraxis hat, beschäftigt im Regelfall auch Mitarbeiter. Doch nicht jeder gute Arzt ist automatisch auch eine geborene Führungskraft. Sich ein paar Dinge bewusst…
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Innere Zufriedenheit bildet die Grundlage für Motivation, sagt Expertin Christiane Fleißner-Mielke. Praxisteams sollten deshalb Sorge tragen, dass vier Grundbedürfnisse erfüllt werden.
Die Anmeldung steht voller Patienten, das Telefon klingelt ständig, das Wartezimmer ist überfüllt – und das andauernd. Wie es trotz Dauerbelastung gelingen kann, für Motivation im Praxisteam zu sorgen, verriet die ehemalige Praxismanagerin und heutige systemische Coachin Christiane Fleißner-Mielke beim 18. MFA-Tag und ZFA-Tag des PKV Instituts München.
Die Expertin für Mitarbeiterführung und Teamentwicklung rät zu einem „Vom Ich zum Wir“, denn von einer positiven Teamkultur profitierten alle. Diese entstehe durch Vertrauen und Wertschätzung. Und: Vier psychische Grundbedürfnisse bilden laut Fleißner-Mielke die Basis für innere Zufriedenheit, die wiederum Grundlage für Motivation ist: Bindung, Selbstwerterhöhung und Selbstschutz, Lustgewinn und Unlustvermeidung sowie Orientierung und Kontrolle.
Das Grundbedürfnis Bindung rührt daher, dass sich der Mensch danach sehnt, dazuzugehören und Teil eines Größeren zu sein. Höre sie in Praxen, dass das Kernteam ja funktioniere, schrillen bei der Expertin die Alarmglocken: Wenn es ein Kernteam gibt – wer sind „die anderen“? Und so rät Fleißner-Mielke zum Beispiel auch von unterschiedlichen WhatsApp-Gruppen innerhalb einer Arztpraxis ab, um niemanden auszugrenzen.
Doch wie sorgt man im Team für Bindung? Zum Beispiel durch ein tägliches Coffee-Meeting, bei dem besprochen werde, was es Neues gebe, was heute wichtig sei und wie es den Teammitgliedern gehe; durch Team-Events, bei denen es einmal nicht um Patienten, sondern ganz allein das Team gehe; oder etwa auch durch ein regelmäßiges gemeinsames Mittagessen. Ihr gehe regelmäßig das Herz auf, sagt die Expertin, wenn sie in eine Praxis komme und einen großen, runden Tisch sehe. Es brauche diesen Platz für das Team, den Austausch, das Soziale.
Der Mensch will laut Fleißner-Mielke in seiner Einzigartigkeit sowie mit seinen individuellen Stärken und Schwächen gesehen und wertgeschätzt werden. Bewusst machen sollte man sich: Einzigartigkeit ist ein Plus fürs Praxisteam, es gehe darum, Unterschiede zu schätzen, Stärken zu erkennen und tolerant zu sein. Wichtig seien regelmäßig Lob und Wertschätzung, um das „Selbstwertkonto“ aufzufüllen. Dem Lästern indes sollte im Team der Kampf angesagt werden: Sie empfiehlt, ein Handzeichen zu vereinbaren, wenn Kolleginnen, Chefs oder Chefinnen schlecht über andere reden.
Die meisten MFA dürften einst ihren Beruf gewählt haben, weil sie dachten, dass sie Spaß daran haben werden, Menschen zu helfen und eine wertvolle, sinnstiftende Aufgabe auszuüben. Falls sich im Alltag Ernüchterung einstellt, tut ein Motivationsbooster Not. Fleißner-Mielke rät dazu, sich Lieblingsaufgaben zu suchen für (noch) mehr Freude bei der Arbeit. Auch taugt Humor stets für ein entspannteres Klima. Ebenso empfehlenswert: Regelmäßige Stimmungschecks, um das Team-Klima nicht aus den Augen zu verlieren. Und warum nicht eine Feelgood-Managerin benennen, die sich um die Belange des Teams kümmert?
Fehlendes Wissen etwa als „Neuling“ in der Praxis, ein Mangel an Struktur, aber auch negative Kritik und Vorwürfe im Praxisteam können verunsichern. Orientierung und Kontrolle aber sind laut Fleißner-Mielke ein weiteres zentrales Grundbedürfnis. Wichtig sei deshalb regelmäßiges Feedback im Team – die Chance auf Entwicklung inklusive. Fehler sind bekanntlich menschlich – deshalb sollte man laut der Expertin nicht nach Schuldigen suchen, wenn sie passieren. Und wichtig fürs Team ist überdies eine gemeinsame Vision.
Mögliche Fragestellungen: Wie wollen wir miteinander umgehen? Was macht uns besonders? Was tun wir dafür? Gemeinsam erarbeitet werden könnte die Vision zum Beispiel in einem Workshop „Praxis der Zukunft“. Ein starker Team-Leitsatz lässt sich an vielen Stellen in der Praxis platzieren.
Fünf Sofort-Tipps von Expertin Christiane Fleißner-Mielke
1. Eine Umfrage als Stimmungscheck und für frische Impulse
2. Lob- und Dankesbotschaften als Überraschung für die Kolleginnen
3. Gemeinsame Zeit außerhalb der Praxis
4. Gute-Laune-Tage und ein Humorboard
5. Eine merkwürdige Teambesprechung mit spielerischen Elementen, bei der jeder zu Wort kommt
Quelle: www.aerztezeitung.de
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