Was ist Silikatzement und wofür wird es verwendet?
Der Anspruch an definitive Füllungsmaterialien ist hoch: Sie müssen einerseits stabil sein, wenig schrumpfen und gut anhaften. Andererseits sollen sie eine leichte Verarbeitung möglich machen, gut bioverträglich sein und dabei noch natürlich aussehen. Lange Zeit war Silikatzement das einzig verfügbare Material für ästhetische Füllungen. Mittlerweile wurde es jedoch abgelöst. Warum Silikatzement heute nicht mehr Standard ist, das erfahren Sie hier.
Was ist Silikatzement?
Silikatzement ist ein Füllungsmaterial für definitive Versorgungen und besteht hauptsächlich aus dem Pulver von Aluminiumsilikatgläsern, Siliciumdioxid und Phosphorsäure. Das Material war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die einzige Möglichkeit für eine zahnfarbene, ästhetische Füllung und wurde deshalb primär für Frontzahnrestaurationen eingesetzt. Heute findet es in der Praxis jedoch kaum noch Verwendung.
Vorteile von Silikatzement
Silikatzement war in der Vergangenheit besonders beliebt aufgrund seiner hohen Ästhetik. Durch einen gewissen Chamäleon-Effekt passt sich das Material dem Zahn in seiner Optik sehr gut. Man konnte bei Restaurationen im Frontzahnbereich also ein möglichst natürliches Aussehen erreichen. Allerdings schneiden die ursprünglichen Silikatzemente in vielen anderen Aspekten – die heute als Grundvoraussetzungen gelten – nicht so gut ab, wie modernere Füllungsmaterialien.
Nachteile von Silikatzement
Denn trotz seiner guten Ästhetik bringt das Silikatzement einige Nachteile mit. Darum wird es heute weitgehend durch Komposite oder auch Glasionomerzemente ersetzt. Definitive Füllungsmaterialien müssen eine hohe Stabilität mitbringen und der mechanischen Belastung durch Kiefer und Zähne Stand halten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Materialien möglichst form- und volumenbeständig sind und einen dauerhaften Randschluss bilden, um Sekundärkaries zu vermeiden.
Beim Silikatzement kommt es jedoch nach einiger Zeit zu einer Kontraktion. Das Material zieht sich zusammen und es entstehen Randspalten. Hier können sich Keime anlagern und erneut zu krankhaften Veränderungen des Zahns führen. Außerdem wurden bei Versorgungen mit diesem Material häufig zu einem Herausbrechen von einzelnen Bestandteilen. Grund ist die hohe Korrosionsrate des Silikatzements und die geringe Festigkeit.
Unter Aspekten der modernen Zahnmedizin sollte ein Füllungsmaterial eine möglichst gute biologische Verträglichkeit mitbringen. Auch in der Verarbeitung stellt das Silikatzement an den Behandler einige Herausforderungen: Da das Material besonders sensibel auf die richtige Menge an Wasser reagiert, stellt es bei der Verwendung eine gewisse Herausforderung dar. Zu viel oder zu wenig Feuchtigkeit kann unerwünschte Nebeneffekte wie Rissbildungen hervorrufen. Aufgrund seiner rauen Oberfläche lässt es sich außerdem nur schwer polieren.
Hydraulischer Silikatzement
Neuer hydraulische Silikatzemente unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung von den herkömmlichen Silikatzementen. Ihr Grundstoff besteht aus wassermischbaren Zementen auf Silikatbasis. Der Begriff „hydraulischer Silikatzement“ (HSC) wurde 2011 von den Wissenschaftlern B. W. Darvell und R. C. T. Wu als Gruppe verschiedener Füllungsmaterialien geprägt. Dazu zählen unter anderem auch die sogenannten MTA-Materialien (mineral trioxide aggregate). Hydraulische Kaliziumsilikatzemente werden in der Regel für die Behandlung von endodontischen Defekten eingesetzt, konkret zum Beispiel bei Verfahren der Internen und direkten Überkappung oder bei einer Pulpotomie.
Ein Beispiel für einen hydraulischen Kalziumsilikatzement ist Biodentine, das bei jeder Dentinläsion eingesetzt werden kann. Im Falle einer Perforation eignet sich Biodentine für die Versiegelung des Wurzelkanalsystems und Regeneration des parodontalen Gewebes. Biodentine wird nach der Vorbereitung des Zahns direkt auf die Perforation gelegt und die Kavität aufgefüllt. Abschließend wird in derselben Sitzung mit einem endgültigen Verschluss versorgt. Für eine Wurzelspitzenresektion ist Biodentine hervorragend geeignet, weil es die Knochenregeneration fördert. Auch für Resorptionen eignet sich Biodentine, da es sich einfach applizieren lässt und sich umliegendes Gewebe regeneriert. Da Biodentin nicht zu Zahnverfärbungen führt kann es auch im Frontzahnbereich eingesetzt werden.
Was sagt die Wissenschaft?
Die Biokompatibilität und Bioaktivität sind alleine in vielen wissenschaftlichen Studien eindeutig belegt. Es gibt kein Material, das auch nach der Aushärtezeit einen höheren Anteil an Kalzium- und Hydroxidionen hat. Durch die osteogenen und angiogenen Eigenschaften werden die Pulpa- und Gewebeheilung gefördert und das natürliche Zahnwachstum unterstützt. Biodentine besteht aus einen reinen Trikalziumsilikat. Die Materialeigenschaften sind vergleichbar mit natürlichem Dentin. Biodentine ist frei von Monomeren. Die mikromechanische Verankerung in den Dentintubuli sorgt für eine hermetische Versiegelung. Durch die Vermeidung von Microleakages reduzieren Sie das Risiko einer Sekundarkaries oder klinische Misserfolge. Der hohe pH-Wert von 12 sorgt für antibakterielle Eigenschaften, was die Verwendung der endodontischen Spüllösungen in Verbindung mit Biodentine obsolet macht. Da Biodentine ein hydraulischer Zement ist, wird die Abbindung nicht durch Blut beeinträchtigt. Biodentine resorbiert nicht und wäscht sich nicht aus.